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Alkoholkonsum als Konjunkturbarometer?

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“Die schrumpfende Weltmacht” Russland nimmt das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung in der aktuellen Studie zur demografischen Zukunft Russlands und anderer post- oder prost-sowjetischer Staaten unter die Lupe. Fazit: Russland blutet quasi aus. Kein guter Trend für Investoren.

Insbesondere die Zahl der Menschen im arbeitsfähigen Alter nimmt ab. Grundsätzlich schrumpfte die Bevölkerung in den vergangenen 20 Jahren schon um sieben auf 142 Millionen Einwohner. Ein weiterer Verlust von 15 Millionen Menschen bis zum Jahr 2030 könnte dem Land drohen, so die Forscher. Ein ganzes Kapitel widmen die Demografen dabei dem Thema Gesundheit, mit der es bei zu vielen Russen nicht zum Besten stehe. Insbesondere deshalb, weil sie sich mit starkem und schlechten Stoff betäuben. Das Problem macht vor Ordnungshütern keinen Halt:

Eine der vielen beeindruckenden Zahlen lautet: Zwischen 31 und 52 Prozent aller Todesfälle von männlichen Erwachsenen in russischen Industriestädten stehe im Zusammenhang mit Alkohol. “Eine besondere Gefahr geht von Frostschutzmitteln, Parfüms und ähnlichen alkoholhaltigen Substanzen aus, die vor allem auf dem Land als billiger Wodkaersatz herhalten müssen”, heißt es in der Studie. Kurzum: Was ich bislang für ein vor allem von Handelsreisenden importiertes und ziemlich übertriebenes Klischee hielt,  wird hier felsenfest untermauert. Die russische Regierung sagt dem Alkohol den Kampf an, stellt strengere Regeln für Verkauf und Werbung auf und will den Konsum bis 2020 halbieren. Bis dahin fährt ein Großteil der russischen Männer besser mit öffentlichen Verkehrsmitteln:

Interessant, dass ausgerechnet im Zuge der “Perestroika” – jener gerühmte Umbau-Prozess von Michael Gorbatschow - ab Mitte der 80er-Jahre auch eine Anti-Alkohol-Kampagne bemerkenswerte Fortschritte brachte. Wobei die Macher selbst vor drastischen Maßnahmen nicht zurückschreckten: die Vernichtung von Weinbergen in Südrussland, Moldau und auf der Krim. Ein Jammer! Nebenbei bemerkenswert, dass der berühmte russische Politiker einerseits für den großen Kampf gegen den Alkohol steht (und viele Russen ihm dies bis heute nicht verziehen haben), andererseits sein Name nicht nur hierzulande für des Wodkas reinste Seele steht. Nicht wahr, Henkell und Söhnlein?

Meine grundsätzliche Empfehlung: Da überall schon genug gebechert wird, wäre ein freiwilliger Verzicht auf Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit ein erster Schritt. Notfalls würden nüchterne Politessen freundlich über Ordnungsgelder dem Enthaltsamkeitsangebot nachhaltig Vorschub leisten. Gleiches gilt übrigens für all’ die Eltern, die vor roten Ampeln hinter mir im Auto rauchend warten – mit ihren Kindern auf dem Rücksitz. Gehört verboten und nicht mehr in unsere Zeit. Ich darf das sagen als Sympathisant für Wein und Tabak in Maßen.


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